Das Denkmal für die Moderne ist ein Entwurf für den umstrittenen Schlossplatz in Berlin. Das Projekt versteht sich sowohl als Intervention in eine lokale Debatte als auch als Beitrag zu einer globaler gehaltenen Kontroverse um das Erbe der Moderne.
Als der Palast der Republik Ende 2008 vollständig abgerissen war, schien die Debatte um den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses beendet. Die Abwesenheit des Palasts der Republik jedoch, der ein wichtiges Symbol der DDR war, veränderte die Atmosphäre des Stadtzentrums bedeutend.
Nachdem die Überreste des beschädigten Stadtschlosses 1950 auf Geheiß der DDR-Regierung gesprengt wurden, weil es als Zeichen des Wilhelminismus und preußischen Militarismus galt, wurde hier abermals ein Gebäude aus dem Stadtbild getilgt. Der erste Akt der ‚Barbarei‘ sollte durch einen zweiten rückgängig gemacht werden. Die Befürworter der Rekonstruktion des Stadtschlosses argumentierten mit der Metapher der Heilung: Die offene Wunde in Berlins Repräsentationslandschaft müsse geschlossen werden.
Das Denkmal schlägt eine andere Form der Rekonstruktion vor: Das Denkmal für die Moderne ist eine Collage, zusammengesetzt aus Fragmenten verschiedener moderner Architekturen im Maßstab 1:1. Angelehnt an die klassisch modernen Figuren – das Schiff, die aufgeständerte Großform, skulpturales Objekt im Grünen – geht es dem Denkmal für die Moderne nicht darum, einen modernen Idealraum zu re-konstruieren, sondern darum, ein fragmentiertes Gedächtnis neu zu konstruieren. Die Fragmente stammen aus realisierten, unrealiserten oder abgerissenen Gebäuden, aus dem Osten und aus dem Westen, aus dem Norden und aus dem Süden.
Als performativer Raum soll es in der Verlängerung der Achse Unter den Linden zwischen dem Schlossplatz und dem Marx-Engels-Forum stehen. Durch eine Deckelung der Spree wird ein Grünraum vom Alexanderplatz bis zum Außenministerium hergestellt und das Denkmal wird zu einem verbindenden Objekt in der Landschaft.
Das Denkmal-Gebäude ist keinem Programm unterworfen, es ist leer und verschlossen. Für keine Nutzung gemacht, aber komplett funktionstüchtig: erschlossen durch Brücken, Gänge, Laubengänge, Fahrstühle und Treppen, mit Wohnräumen, Arbeitsräumen, Ausstellungsräumen, Lagerräumen, Aufführungs- und Veranstaltungsräumen, Balkonen und Terrassen. An einigen wenigen Stellen von außen begehbar, um flüchtige Blicke in sein Inneres zu ermöglichen.
In der Adressierung der Geschichte der Moderne thematisiert das Denkmal die Geschichte verschiedener in der Moderne enthaltener Aspekte von Zeitgenossenschaft. Denn die Modernen waren schonungslose Genossen ihrer Zeit. Sie strebten danach, die Möglichkeiten ihrer eigenen Zeit zu durchdringen und zu nutzen. Zeitgenossenschaft jedoch hat sich von etwas Selbstverständlichem zu einer Problemfigur entwickelt. Die verschobene Aufmerksamkeit hin zur Geschichte hat die Vorstellung, dass die Gegenwart durch die Konstruktion einer besseren Vergangenheit zum Besseren hin verändert werden kann – ein Paradox, dem auch das Denkmal für die Moderne nicht ganz entkommt.
Das Denkmal ist das Ergebnis eines Auseinandernehmens und Neuzusammensetzens seiner Originale. Die verschiedenen aufgehäuften Fragmente moderner Architekturen zielen auf ein Neu-Lesen der Moderne, mit dem Ziel die Gegenwart zu öffnen
In der Auseinandersetzung um das Berliner Stadtschloss stellt sich exemplarisch die Frage nach einem Gebäude unserer Zeit. Die formale Argumentation des Lückenschlusses, die die Schlossbefürworter bemühen, leistet diese genau nicht. In der Auslöschung der Wunden und Lücken, die Krieg und Modernisierung in die Berliner Stadtlandschaft geschlagen haben, wird eine Repräsentation der Stadt, die aus ihrer eigenen, gewachsenen zeitgenössischen Kultur gewachsen ist, verunmöglicht. Während der Zeit, in der die Debatten um die Rekonstruktion des Schlosses geführt wurden, kamen wenig überzeugende Ideen, wie an diesem Ort eine gesellschaftliche Gemeinsamkeit repräsentiert werden könnte. Aber vielleicht ist genau das der Punkt: Indem das Denkmal für die Moderne verschiedene Geschichten von Gebäuden aus vielen verschiedenen Orten aufeinandertürmt, unterläuft es dem Prinzip einer singulären Identität, die das Konstrukt der Nation repräsentieren könnte.
Im Sinne der Zeitgenossenschaft könnte die geplante Schlossfassade auch als fatale Wahrheit gelesen werden: als Unmöglichkeit der Gegenwart.
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