Beitrag in der DBZ 13/2023
MAPPING ALS PRAXIS DER RAUMPRODUKTION
Interview mit Dagmar Pelger
Von Nathalie Scholder
Was hat es mit der fem*MAP auf sich, die in Zusammenarbeit mit der galerie futura entstanden ist?
Das Projekt entstand auf Initiative von Felicita Reuschling. Ihre Idee war, zu untersuchen, wie die Ausbildung von Frauen als Architektinnen und Planerinnen mit der tatsächlichen Stadtraumproduktion zusammenhängt. Es ging um Fürsorgearbeit und die Frage, wie wir als Frauen in der Stadt wohnen wollen und wie sich das an die Lehre rückkoppeln lässt. Dazu gab es dann die Ausstellung in der alpha nova. Anknüpfend an Dolores Hayden wurde die Frage nach der nicht sexistischen Stadt erneut gestellt. Wie könnte diese Stadt aussehen? Dazu haben wir dann im Mapping festgestellt, dass diese Stadt schon da ist.Wir müssen nur das an die Oberfläche holen, was an FLINTA Netzwerken existiert. In einem Seminar sind dazu einige Thesen erarbeitet. Es ging dabei um Themen wie die Repräsentation von FLINTA-Räumen, das Netzwerk von queer feministischen Räumen, um die Nacht als schwer zugänglichen Ort bzw. Zeitraum in der Stadt, verschiedene Formen der Sorgearbeit, die Rolle der Mobilität und der Wege aus der feministischen Perspektive und das Wohnen, wie auch die Wohnungssuche. All diese Themen haben wir in eine Karte übertragen. In Schwarz ist die Kartierung Berlins zu sehen, wie es ist. Die Räume der langen Wege, der nächtlichen Dunkelheit, Netzwerke der self empowerten Räume in schwarz. Für ein laut der Studierenden im Jahr 2049 stattfindendes dreitägiges Fem-Festival haben sie dann eine weitere Ebene in Rot hinzugefügt. Sie zieht sich wie ein Marsch durch die Stadt und stellt ihre Zukunftsvision für 2049 dar. Der Marsch führte an neuen Institutionen, neuen bezahlbaren Wohnungen oder auch an dem Mont Fermott von Dorothea Nold vorbei.
Die Karte wird also auch zur Basis für eine Vision?
Ja, genau das ist das Besondere am Mapping, weil die Art und Weise, wie ich auf das Heute schaue, mir das Material für das Morgen liefert. Dabei bleibt die Karte interpretationsoffen für diejenigen, die sich dann mit ihr auseinandersetzen. Jede Leser:in kann ihre eigene Lesart mit hineingeben und auch etwas anderes daraus machen. In der Architektur herrscht manchmal noch die Vorstellung, das Neue könnte aus einer Tabula rasa entstehen. Es ist aber ganz anders: Je genauer ich die Karte zeichne und damit wahrnehme, was mir wichtig ist und was nicht, desto deutlicher springt mir die Zukunft entgegen. Es ist eigentlich ganz einfach.
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