Die Universität Siegen veranstaltete einen zweistufigen wettbewerblichen Dialog für einen neuen Standort ihres Architektur-Departments im Innenstadtbereich. Anstelle des ursprünglichen Masterplans – der großflächigen Abriss und Neubau vorsah – soll das Gelände des ehemaligen Druckhaus der Siegener Zeitung unter Berücksichtigung des Bestandes entwickelt werden.
Im Kontext der Bauwende soll damit nicht nur ein zukunftsweisendes Gebäudekonzept entwickelt, sondern auch ein Modellprojekt für neue Formen des universitären Zusammenlebens und für einen zeitgenössischen Umgang mit Bestand geschaffen werden.
Für den notwendigen Wandel im Bausektor braucht es eine werteorientierte Transformation der Planungs- und Baupraxis, die Infrastrukturen des Wandels hervorbringt sowie Räume, die als Plattform für systemische Veränderungsprozesse dienen. Es braucht subtile Stadt- und Raumerweiterungen, die ihre Qualität aus nutzungs- und bedarfsgerechten Konzepten, adaptiven Strukturen und kollektiven Planungsprozessen entwickeln und langfristig die Benutzbarkeit aufgewendeter Ressourcen ermöglichen.
Der Entwurf von coopdisco + ZRS Architekten versteht die Neue Architekturschule Siegen (NAS) als Reallabor für die Bauwende und umfasst neben der Gebäudeplanung auch ein alternatives Prozess-Design. Durch den Einbezug der Universität in die Planung und den Umbau wird ein innovatives, übertragbares Konzept für praxisorientiertes Lernen und Wirken am eigenen Haus entwickelt – das Siegener Modell.
Die Neue Architekturschule öffnet bereits mit Beginn der Planung ihre Türen und wird kontinuierlich weiterentwickelt. Der Planungs- und Umbauprozess wird zum Teil des Curriculums des Departments. Das vorgeschlagene Reallabor-Konzept mit dem dazugehörigen Prozess ist in drei Phasen gegliedert, in denen Schnittstellen zwischen dem Planungs- und Bauvorhaben mit Lehre und Forschung der Universität Siegen entstehen.
In der ersten Phase wird das ehemalige Druckhaus zur Bauhütte des Umbauvorhabens. Auf Grundlage des Wettbewerb-Entwurfs wird die Planung, in einem kooperativ angelegten Planungsprozess mit Nutzenden und punktuell hinzugezogenen Vertreter*innen aus der Stadtgesellschaft, konkretisiert. Das Raumprogramm wird in räumlichen Tests erprobt. Dafür sind eine Reihe von Planungswerkstätten sowie experimentelle Pioniernutzungen im exDruckhaus geplant.
Der Umbau des exDruckhaus findet in der zweiten Phase statt. Die bestehenden Pioniernutzungen und die Bauhütte ziehen in die freigezogenen Villen 9 und 21. Die Bestandssanierung und Aufstockung des Druckhauses in Holzbauweise wird durch öffentliche Baustellenführungen zugänglich gemacht. Kleinere Baumaßnahmen können im Selbstbau erfolgen und werden als Baustellenpraktikum im Lehrplan verankert. Im bestehenden Anbau der Villa 9 entsteht ein Material-Labor und erster Prototyp des Siegener Materiallagers. Gerettete Materialien aus Rückbaustellen und dem exDruckhaus können direkt vor Ort gelagert, gereinigt und für die Wiederverwendung vorbereitet werden.
Mit der Fertigstellung des exDruckhaus und der feierlichen Eröffnung der Neuen Architekturschule beginnt die dritte Phase. Parallel dazu findet die letzte (Um-) Baumaßnahme statt, der Umbau der Villen 9 und 21 gemäß der Planungsergebnisse aus Phase 2. Gleichzeitig eröffnet auch das Community (Based) Design Center im exDruckhaus. Als Ergebnis der transformativen Planungswerkstätten hat sich das Zentrum für öffentliche Planungsberatung als neuer Baustein in Siegen etabliert.
Das Siegener Modell ist Blaupause für bedarfsorientierten, ressourcenoptimierten Bestandserhalt und partizipative Planungsansätze in Architekturlehre und -forschung. Der transformative Ansatz wird perspektivisch auf andere Leerstandsobjekte in Siegen und Umgebung übertragen.
Das Ensemble besteht aus drei Bestandsgebäuden – Druckhaus, Villa 9 und Villa 21. Auf gleichem Fußabdruck wird durch die Umnutzung und Aufstockung der benötigte Raumbedarf erfüllt. Das exDruckhaus als Herzstück der Neuen Architekturschule wird geometrisch so adaptiert, dass der Bestand nicht nur räumlich, sondern auch energetisch optimiert wird. Die Freiraumgestaltung sieht mit der Renaturierung der Weiß einen vitalen, biodiversen Flussraum vor, der durch die Prinzipien der Aufweitung, Öffnung und Abgrenzung eine abwechslungsreiche Raumfolge schafft und so zu einem Teil des Stadtgeschehens und des Campusalltags wird.
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